Kurzüberblick der Geschichte der Armbrustschützen Sankt-Joris zu Brügge.
Bereits anfang des 14. Jahrhunderts gab es in Brügge Armbrustschützen. Mit eigenem Anführer und eigener Fahne musterten sie auf dem Brügger Marktplatz die städtische Miliz bevor diese nach Groeninge (Kortrijk) aufbrach (1302 ,Sporenschlacht ). Als Zunft erhielt sie 1321 von Marie, Herrin von Eyne und Bremen, die Erlaubnis, ihre Gottesdienste in der Sankt Petri – Kapelle ( in der Keerstrasse) abzuhalten.
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Wie auch in anderen Städten hatten die Brügger Armbrustschützen die Aufgabe die öffentliche Ordnung aufrecht zu erhalten und sowohl innerhalb als auch ausserhalb der Stadtmauer die Sicherheit der Einwohner zu gewährleisten. In Kriegs- und Aufruhrzeiten bildeten sie der Gediegenheit ihrer Waffe wegen die Kerntruppen des Heeres.
Ihre Schiessübungen wurden in der Regel in der Nähe der Wehrmauern statt. In Brügge geschah dies am “Mühlenwall” zwischen dem Dammer Tor und dem Kreuztor.
Wenn ein neues Mitglied bzw. Amtsbruder, auch Geselle genannt, aufgenommen wurde,musste dieser beweisen, dass er ein guter Armbrustschütze war. Er musste ebenfalls den Treueid zu den Statuten und Vorschriften der Zunft leisten. Anfangs des 14. jhdts. geschah dies in der schon genannten Sankt-Petri-Kapelle .
Später erhielt die Brügger Zunft ihren eigenen Hof mit einem Sitzungssaal, einer Kapelle und Schiesständen. Diese “Zunftkammer “ lag am “Vlamingdam “ dort, wo sich heutzutage die Staatliche Pädagogische Hochschule befindet. Nur der Turm erinnert noch an jenes ehemalige Gebäude. Hier residierte der sgn. “Alte Hof “. Ende des 14. jhdts. wurde die Zunft nämlich in einem Alten und einem Neuen Hof aufgeteilt. Grund dafür war die wachsende Zahl von Schützen.. Der “Neue hof” liess sich in der “Sint-Joriesstraat “(Sankt-Georgenstrasse) nieder. Dort befindet sich immer noch das ehemalige Zunfthaus.
Alljährlich versuchen die Mitglieder auf ihrem Schützenfest den “Hauptvogel “ bzw. den“Papagai“abzuschiessen.Dieses Fest heisst “Königs-“ bzw ”Sireschiessen” es fängt mit einem Gottesdienst an, an dem alle Bogenschützen, in Uniform, tielnehmen. Ein Festessen schliesst diesen Tag ab.
Aufgrund ihrer zahlreichen Dienstleistungen an Stadt und Land gewährten Stadträte und Fürste der Zunft mehrere Gunstbezeigungen und Privilegien. Der Prinz selbst förderte diese Preisschiessungen. Damit die Moral der Gesellen hoch blieb, wurden sämtliche Glücksspiele verboten. Der beste Schütze gewann Preise. Die Brügger Zunftbrüder waren nicht nur von Stadtwache und anderen Diensten, sondern auch von bestimmten Zöllen und Steuern befreit. Der “Sire” erhielt überdies noch spezielle Privilegien.
Überall,wo die Interessen des Fürsten bzw. des Landes auf dem Spiel standen, waren die Brügger Sankt-Georgengesellen mit dabei. Eine alten Kronik nennt ihre Teilnahme an mehrere Kämpfe in :Groeninge(1302),Pevelenberg(1304 ), Crécy(1346 ),Nevele (1381),Beverhoutsveld und Westrozebeke (1382),Calais(1436),Brustem(1467,Béthume (1487). Sie zogen natürlich nicht nur in den Kampf, sondern besuchten auch andere Zünfte, dies besonders nach dem Aufkommen von Feuerwaffen. So entstanden die regionalen, interprovinziellen und internationalen Schützenfeste. Bei jenen Festen erhielten nun aber nicht nur die besten Schützen die Preise. Auch diejenigen, die am weitesten angereist waren, oder aber auch die eindrucksvollste Hofhaltung vorführen konnten, wurden prämiert.
Sehr oft erhielt die Brügger Zunft bei solchen Ausflügen den Preis des “schönsten Eintritts “,d. h. des grössten und schönsten Zuges. Die Brügger Schützen nahmen an viele grosse Turniere und “ Landjuwelen “ teil in : Tournai (1394), Mecheln (1404), Oudenaarde (1408), Veune (1420), Sluis (1424), St-Omer (1427), Eeklo (1428),
Gent (1440), Damme (1447), Roeselare (1450), Kortrijk (1451), Stavele (1454),usw. Oft ergatterten sie dabei durch ihr Geschick beim Schiessen die schönsten Preise; Bei der Rückkehr kamen ihnen die Sankt-Sebastianszunft (Handbogen) und die Meistersänger entgegen. Zu ihrem Lob wurde ein grosses Fest verantstaltet.
Das Armbrustschiessen hatte damals einen solchen Ruf, dass es keine Stadt oder Gemeinde gab, in der nicht eine Armbrustzunft vorhanden war.
Die heutige Zunft
Die Brügger Gesellen haben das Armbrustschiessen immer in Ehren gehalten. Sie ist die älteste Zunft des Lande. Das ganze jahr hindurch wird das Schiessen geübt: in Winter auf eine auf 20Meter entfernte Zielscheibe, im Sommer auf den 36Meter hohen Pfahl.
Die Zunft wird vom einer “Eidesversammlung”, d.h.” Vorstand “, geführt. Der “Anführer “ nennt sich Etster Vorsitzender (Hauptmann). Ausser den Wettkämpfen für den Meistertitel werden noch weitere Schützenfeste und Freundeskämpfe veranstaltet. Die wichtigsten sint: das Sankt- Georgenfest, die Eidesleistung neuer Gildenbrüder, das “Hammekensfest “ (Schinkenfest) und die verschiedenen Jubiläumsfeste.
Das heutige Zunftgelände umfasst den idyllischen Übungsplatz mit dem 36Meter hohen Pfahl, der Zunftkammer mit Schiessbahnen, dem Eidessaal mit mehreren Kunstwerken und Archivalien.
Die Zunft besitzt ferner noch juwelen, wie z.B. einen silbernen Pfeil, Abzeichen des Hauptmannes, Ehrenzeichen des Sires, den Zeremoniestab des Festführers.
Das Gildehaus birgt ebenfalls eine eindrucksvolle Sammlung von Trophäen und Auszeichnungen. Im Archiv wird das Goldene Buch mit den Unterschriften aller belgischen Könige, mehrerer Prominenten usw.aufbewahrt. Die Archivalien vom 14.bis 19. jahrhundert dagegen sind im Stadtarchiv untergebracht.
Die Zunft heisst Sie gerne Willkommen. Gefürte Besichtigungen sind nach Veireinbarung möglich. Schiessübungen und Wettkämpfe finden im Winter (1Sonntag i Oktober bis 30 April ) jeweils dienstags um 19.Uhr statt. Während der Sommermonaten (1. Mai – 30 September ) dienstag und freitag um 18. Uhr.